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What’s with this “Wren” thing?
The oldest extant version of the fable
we
are presenting here appeared in 1913 in the first volume of a two-volume anthology
of Low
Saxon folktales (Plattdeutsche
Volksmärchen “Low German Folktales”)
collected by Wilhelm Wisser (1843–1935). Read
more ...
ch
glaube, ich habe Sprache niemals als selbstverständlich hingenommen, sie hat
mich immer fasziniert – die menschliche Sprache und all
die Dinge, die sie berührt, bewegt, überträgt und bestimmt. Bereits in einem
sehr frühen Alter war mir bewusst, dass es zahlreiche Varianten und Arten
von Sprachen gibt, dass man aufgrund seiner sprachlichen Variante und Art
von anderen Menschen kategorisiert wird. Was mich bereits damals besonders
faszinierte, war die Tatsache, dass in meiner eigenen Nachbarschaft und sogar
in meiner eigenen Familie mehr als eine Sprachvariante benutzt wurde, dass
man fähig ist, mehr als eine zu benutzen, dass man im Stande ist, von einer
auf die andere umzuschalten.
Es wurde mir bald bewusst, dass ich wegen meiner deutschen Mundart auf gewisse
Art und Weise behandelt wurde, besonders von Leuten in anderen, „besseren“
Stadtteilen. Zuerst wusste ich nicht, dass die bei mir zuhause und in der Nachbarschaft
gesprochene Mundart eine Art von „Missingsch“ war, eine auf einem Substrat
von „Platt“ („Niedersächsisch“ oder „Niederdeutsch“) beruhende deutsche Mundart,
die unsere proletarische Zugehörigkeit verriet. (Erst etliche Jahre später
lernte ich dank Schulbildung und Medieneinflüssen „richtiges“ Hochdeutsch.)
Meine Eltern sprachen beide mehr oder weniger vom Missingsch beeinflusstes
Deutsch, mein Vater eine „extremere“ Art, in der es von niedersächsischen Lehnwörtern
und -ausdrücken nur so wimmelte, in der Dativ und Akkusativ wie im heutigen
Niedersächsischen nicht unterschieden wurden, oder in der sie oft falsch unterschieden
wurden. Meine Eltern gehörten zur ersten in Hamburg gebürtigen Generation in
unserer Verwandtschaft. Arbeitstellen und Seefahrt hatten ihre Eltern und Großeltern
aus östlichen Gebieten des damaligen Deutschlands (heutzutage teilweise Nordpolen
und das russisch verwaltete Kaliningrad, d.h. Königsberg) dorthin gelockt,
vielleicht sogar die Hoffnung, nach Übersee auswandern zu können. Mein Großvater
mütterlicherseits (der als Zivilist bei der Alliiertenbombardierungen der Arbeiterwohnviertel
Hamburg-Wilhelmsburgs ums Leben kam), war aus einem vorpommerschen Dorf nach
Hamburg gezogen, um von dort aus zur See zu fahren, und er besuchte Nord- und
Südamerika. Unsere Vorfahren hatten Heimatgebiete verlassen,
in denen sich jahrhundertelang germanische, slawische und baltische Menschen,
Sprachen und Kulturen miteinander vermischt hatten. Über derartige Dinge wurde
nie direkt gesprochen. Dennoch fing ich an, mich selber darüber zu unterrichten,
gedanklich „die Punkte miteinander zu verbinden.“ Allmählich, bereits bevor
ich meine Heimat verließ, hatte mein Bewusstsein von sprachlichen und kulturellen
Hierarchien und Kontakten Gestalt angenommen und ich erkannte etliche der Probleme,
die im Leben von Minderheiten, Einwanderern und kolonisierten Völkern wichtige
Rollen spielen.
Mein Vater hatte als junger Mann auf dem Land gearbeitet, und er war in
meiner Jugend im Schiffsbau tätig. Somit beherrschte er das Niedersächsische
(„Niederdeutsche“), die Sprache unserer Vorfahren, die Sprache, die in unserer
Gegend vor dem Kommen des Deutschen gesprochen wurde. Manchmal durfte ich ihn
bei seinen für Männer der Arbeiterklasse typischen Freizeitbeschäftigungen
in vorwiegend niedersächsischsprachigen Milieus begleiten. Ich erinnere mich
daran, wie ich die Sprache praktisch in mich aufsog. Ich erlernte sie größtenteils
passiv, sozusagen heimlich, später verstärkt durch das Lesen zahlreicher Stapel
von niedersächsischsprachiger Literatur. Es stellte sich heraus, dass ich die
Sprache ziemlich gut beherrschte, als ich mich Jahrzehnte später entschloss,
dieses mir bebührende Erbe in Anspruch zu nehmen und mich dafür einzusetzen.
Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten, als wir in der Schule im Rahmen von
Heimatkunde pro forma ein paar „niederdeutsche“ Geschichten und Liedchen lernten.
Die meisten Lehrer schienen sich daran widerwillig zu beteiligen. Außer für
einen von ihnen handelte es sich für sie um eine Fremdsprache, auch für einige
meiner Mitschüler. Sie verstanden es kaum und hielten es anscheinend für eine
Zeitverschwendung, wohl weil sie diese Meinung von ihren Eltern angenommen
hatten. Lange währte die Mitberücksichtigung des „Plattdeutschen“ im Lehrplan
nicht, fiel, sobald es finanzielle Problemen gab, als erstes der Budget-Axt
zum Opfer. Diese Sprache wurde also für noch unwichtiger gehalten als Kunst
und Musik.
Ich erinnere mich daran, wie ich monatelang aufgeregt meiner ersten Englischstunde
entgegensah. Ich konnte kaum abwarten, bis auch ich mit dieser vermutlich exotischen
Sprache, dem Schlüssel zum Tor der Welt, anfangen durfte. Nach der ersten Stunde
kam ich mit einem langen Gesicht heim und berichtete meinen Eltern, dass das
Englische wohl ein bisschen überbewertet sei, dass ich den größten Teil davon
bereits verstehen könne, dass es irgendwie einer entfernteren „Platt“-Mundart
ähnele. Später erfuhr ich, dass meine eilige Bewertung gar nicht so abwegig
gewesen war, das die sächsischen Urahnen meines Heimatgebiets viel dazu beigetragen
hatten, dass das keltischsprachige Britannien schließlich weitgehend germanischsprachig
wurde. Als begründet erwies sich auch meine Vermutung, dass Niedersächsischkenntnisse
beim Erlernen des Englischen behilflich seien. Die meisten deutschsprachigen
Kinder, die diese Kenntnisse nicht besaßen, schienen es schwerer dabei zu haben.
Es stellte sich sogar heraus, dass es sehr nützlich beim Lesen mittelenglischer Texte ist. Es war mir möglich, beim ersten Lesen
den Großteil der Originalversion von Chaucers „Canterbury Tales“ zu verstehen,
während die meisten von Haus aus Englischsprachigen etliche Wochen und umfangreiche
Vokabelverzeichnisse benötigen, um sich lediglich durch die ersten paar Verse
zu wühlen. Auch erleichterten mir später meine Niedersächsisch- und Englischkenntnisse
das Verstehen von friesischen und skandinavischen Texten.
Einmal hatten Nachbarn von uns während der Sommerferien ein Mädchen aus
Schottland zu Gast. Ich probierte an ihm mein noch ziemlich unsicheres Anfänger-Englisch
aus. Es schien das Wenige zu verstehen, dass ich holperig zustandebringen konnte,
aber wenn es etwas sagte, verstand ich so gut wie nichts. Oha! Wie sonderbar
und wunderbar die Sprache dieses Mädchens klang! Eine Zeit lang war ich ganz
vernarrt. Ich nehme jetzt an, die Kleine hatte gerade mit dem Übergang vom
Schottischen (Scots) zum schottischen Englisch begonnen. Meine Faszination
von Schottland hat mich seitdem nicht verlassen.
Bereits in meiner frühen Jugend war mir bewusst gewesen, dass das Niedersächsische
eine unterdrückte Sprache ist. Die meisten älteren Leute billigten es nicht,
wenn wir Stadtkinder es sprachen, sogar viele derjenigen, deren Muttersprache
es war. Man hatte sie davon überzeugt, dass uns die Sprache pädagogisch und
wirtschaftlich zurückhalten würde. Sie hatten sich mit der Annahme abgefasst,
dass sie im Aussterben begriffen sei (eine Annahme, die es, wie ich später
erfuhr, bereits vor Jahrhunderten gegeben hatte). Ich erinnere mich an mein
Staunen, als ich niederländische Zeitungen, Schilder und Fernsehprogramme sah.
Ich konnte sie größtenteils verstehen, da das Niederländische mit dem Niedersächsischen
eng verwandt ist (obgleich sie recht verschieden klingen). Durch diese Begegnungen
mit einer „platten“ Sprache, die offiziell, wie jede andere „echte“ Sprache
benutzt wird, sogar als Nationalsprache, erreichte ich die Einsicht, dass sich
der Status und das Ansehen einer Sprache häufig „zufälligerweise“ aus historischen Ereignissen und politischen Schachzügen ergibt.
Als Teenager begann ich, außerhalb Deutschlands zu reisen (was zu jener
Zeit für einen jungen Deutschen nicht immer ein psychologisches Zuckerlecken
war, besonders in den Nachbarländern, da antideutsche Einstellungen noch grassierten
und sogar uns nach dem Zweiten Weltkrieg Geborene zum Ziel nahmen). Ich besuchte
besonders die nordischen Länder und Großbritannien, und meine Kenntnisse des
Deutschen, des Niedersächsischen und des Englischen erleichterten es mir, die
dortigen Sprachen aufzuschnappen, auch das Niederländische, das Afrikaans und
das Jiddische zu erlernen. Als sich meine Aufmerksamkeit dem Isländischen und
dem Altnordischen zuwandt, wurde es mir bewusst, dass die skandinavischen Sprachen,
die ja vom Altnordischen abstammen, während des mittelalterlichen Handels der
Hanse gewaltig von der mittelsächsischen („mittelniederdeutschen“) Sprache
meines
Heimatlandes beeinflusst, praktisch verwandelt worden waren, als diese noch
die internationale Handelssprache der Hanse war. Ich fand es nicht leicht,
mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass diese im 20. Jahrhundert verachtete,
unterdrückte und weitgehend verborgene Sprache einmal sehr geachtet und einflussreich
gewesen war.
Meine Reisen führten mich in immer weitere Fernen, und die Sprachen, die
ich lernte, wurden immer „exotischer“. Ich begriff schließlich, dass ich mir
bereits in einem sehr frühen Alter die „Sprachenseuche“ geholt hatte. Ich erinnere
mich daran, dass ich als kleines Kind manchmal „in Zungen sprach“, indem ich
beim Spielen in Fantasiesprachen daherplapperte, Sprachen, die ich selbst nicht
verstand ... (Also können sogar kleine Kinder Interessenfreaks sein.) Das Lernen
von und über Sprachen, das sich während meines Aufenthalts im vielsprachigen
Israel enorm verstärkte, hatte sich in eine Leidenschaft entwickelt, als ich
nach Australien auswanderte, wo ich begann, asiatischen Sprachen und Kulturen
zu studieren, und von dort aus ging es nach Asien, wo ich reiste und studierte.
Vorläufig wohnte das Niedersächsische still in einem meiner verborgenen Geisteskämmerchen.
Vielleicht wandte ich mich wegen meiner eigenen sprachlichen Herkunft unbewusst
einem Spezialfach zu, dass sich mit Minderheitssprachen befasst, und zwar mit in von China verwalteten Teilen des Zentralasiens gesprochenen Minderheitssprachen,
ein Interesse, das ich eine Zeit lang nach meiner Ankunft in den Vereinigten
Staaten weiterverfolgte.
Das Menschenleben neigt dazu, zyklisch zu verlaufen, kreisförmig. Bewusst
oder unterbewusst treiben wir heimwärts, wenn unser Bewusstsein vom unumgänglichen
Schwinden des Lebens, von unserer Sterblichkeit hervortritt. Als mein intellektueller
Abstand, meine Bildungsrüstung sich abgenutzt hatte, begann ich eine Selbstentdeckungsreise.
Zum nun Begriffenen gehörte die Tatsache, dass ein Großteil des in der Ferne
Gelernten auch das Gebiet betrifft, in dem ich geboren und aufgewachsen war.
Fast wie in einer meinen Übergang in eine neue Lebens- und Bewusstseinsphase,
meine Heimreise, kennzeichnenden Zeremonie, widmete ich mich erneut und praktisch
öffentlich dem Niedersächsischen, benutzte es in schöpferischen, vorwiegend
lyrischen Werken, von denen bereits etliche veröffentlicht wurden. Ich empfand
es sofort als passend, als angemessen und bequem als Selbstausdrucksmittel,
denn das authentische Niedersächsische hatte keine Gelegenheit, sich ein vornehmes
Stilregister anzueignen, schöne, die Wahrheit abdeckende Gewänder, stilistischen Flaum zum Abdecken der Gefühle. Sobald man versucht ist,
die Sprache derartig auszuschmücken, kann man sicher sein, dass man in Versuchung
geraten ist, „gelb“ (d.h. hochdeutschartig) zu schreiben. Es handelt sich
hier um ein vortreffliches Medium für denjenigen, der literarische Integrität
und Abstraktion anstrebt.
Das Niedersächsische hat inzwischen begonnen, sich wieder zu behaupten,
ist in Norddeutschland und in den östlichen Niederlanden offiziell anerkannt
worden, und innovative Stile und Genres haben begonnen, die lang stagnierende,
größtenteils eng örtlich begrenzte und äußerst zersplitterte literarische Szene
etwas aufzufrischen. Die Zeit ist angekommen, in der man handeln muss, nicht
nur, um auf die Züge Anderer zu springen, sondern individuell von diesen Gelegenheiten
Gebrauch zu machen, während es Anzeichen von zunehmender Aufgeschlossenheit
gibt, während der Status Quo, mit dem wir aufwuchsen („ein Land = ein Volksstamm
= eine Sprache“), am Zerbröckeln ist, während es noch Menschen gibt, die sich
dem Streben, nationale Einheit durch das Abschaffen von Vielfalt zu erlangen,
entgegenstellen und ihm ein Ende bereiten wollen.
Inzwischen ist das Internet entwickelt worden, und dies hat es mir ermöglicht,
mit Menschen in Verbindung zu treten, mit denen ich Interessen teile, auch
mit Menschen, die sich mit nah verwandten Sprachen und Kulturen befassen. Der
Niederländer Henk Wolf und ich fingen eine kleine E-Mail-Diskussionsgruppe
an. Die Reaktion war enorm; also gründeten wir im Frühjahr 1995 formell Lowlands-L.
Henk wendete sich später anderen Tätigkeiten zu, während ich weiterhin die
Lowlands-Fahne hochhielt, gefolgt von Hunderten aus aller Welt, die sich sonst
mit ihren „außergewöhnlichen“ Interessen etwas isoliert fühlen würden.
Es handelt sich hierbei um eine zehnjährige Betätigung, die man als „echt
Spitze“ beschreiben kann, eine glatte und doch alles andere als langweilige
Fahrt, eine lange Kette von Lernerfahrungen, und es hat dabei einige Errungenschaften
gegeben. Wir haben uns gut amüsiert und zugleich etwas dazu beigetragen, das
weltweite Bewusstsein von Dingen zu stärken, die normalerweise unterschätzt
und übersehen werden.
Und die nächsten zehn Jahre? Mit Lowlands-L geht es hoffentlich so weiter,
selbst wenn einmal jemand anders das Steuerrad übernimmt. Ich hoffe
weiterhin dabei mitzuhelfen, international auf die niedersächsische Sprache
aufmerksam zu machen und diejenigen miteinander in Kontakt zu bringen, die
sie benutzen, lernen und lieben, sie zu ermuntern, daran festzuhalten und sich
gleichzeitig in Zusammenarbeit mit ihren Verwandten in anderen Teilen der niederen
Lande zu bemühen, neue Wege und Horizonte anzustreben. Mit der Zeit werden
sich hoffentlich Argwohn und Missbilligung hinsichtlich scheinbar neumodischer
(d.h. nicht-traditioneller) Gebrauchsbereiche für das Niedersächsische verringern,
Gebrauchsbereiche, die hinsichtlich „echter“, „etablierter“ Sprachen jeder
akzeptiert.
Ich wünsche mir, dass mehr Menschen meiner norddeutschen Heimat an Bord
kommen, nicht unbedingt um Mitglieder von Lowlands-L zu werden, sondern auch
indem sie sich denen anschließen, die meine Bemühungen aufgeschlossen beurteilen,
es nicht als verdächtig und aufrührerisch auffassen, wenn ich das Niedersächische
(Niederdeutsche) als eigenständige Sprache unter anderen eigenständigen Sprachen
im In- und Ausland betrachte und behandele, statt einer Tradition zu folgen,
die sie als undeutendes Anhängsel des Hochdeutschen sieht und behandelt, einer
Tradition, die die engsten Verwandten unserer Sprache als „ausländisch“ betrachten,
sogar die niedersächsischen Mundarten der östlichen Niederlande, der Mennoniten
und andere in aller Welt, besonders in Nordamerika gesprochenen Mundarten.
Ich hoffe lediglich dabei mitzuhelfen, Alternativmethoden zu entwickeln und
anzubieten, die das Weiterleben unserer Sprache gewährleistet, und zwar als
eigenständige Sprache wie jede andere Sprache. Das Hochdeutsche soll dabei
nicht die kalte Schulter bekommen. Ja, ich bin leidenschaftlich engagiert, wenn es
sich um das sprachliche und kulturelle Erbe Nordeutschlands und der östlichen
Niederlande dreht. Leidenschaftlich und liebevoll benutze ich das Niedersächsische
auch schriftlich, aber ich liebe meine deutsche Muttersprache ebenfalls. (Ja,
ich liebe eigentlich alle Sprachen.) Ich bin mir lediglich bewusst, dass die
Sprachen der Niederlande und Belgiens mit den ursprünglichen Mundarten Norddeutschlands
enger verwandt sind, und dass das Englische und das Schottische Nachkommen
unserer gemeinsamen altsächsischen Ahnensprache sind, nicht des Deutschen.
Wie kann man es als negativ auffassen, wenn jemand alte, von einander entfremdete
Verwandte über künstlich gezogene Grenzen wieder miteinander in Verbindung
bringen will? Es sollte doch sowohl dem Frieden als auch den Überlebenschancen
der einheimischen Sprache Norddeutschlands dienlich sein!
Ich habe gegenüber allen Mitgliedern von Lowlands-L viel Bewunderung und Zuneigung
entwickelt. Mir gefällt die Vielfalt unter ihnen und ihre aufrichtigen Bemühungen,
Begrenzungen verschiedener Art zu überwinden. Sie haben mir in diesen zehn
Jahren sehr viel gegeben, haben mir zudem beim Erlangen verständnisvollerer
Reife geholfen. Zutiefst bin ich für jeden Tag dankbar, an dem ich ihre
Stimmen höre, ihren Wissensdurst spüre, ihrer Begeisterung, ihrer Aufregung
selbst
über kleinste Entdeckungen, ihren recht häufig vorkommenden humorvollen Neckereien
Zeuge sein kann. Jeder Ausdruck ihrer Wertschätzung ist für mich ein rührendes,
kostbares Geschenk.
P.S.: Ein gewisser lästiger Lowlands-L-Typ
war so frech, einen Entwurf dieser Einführung zu kritisieren, indem er meinte,
er
enthalte praktisch keine persönlichen Informationen. (Das ist doch unverschämt
neugierig, nicht wahr?) Also folge ich dem Beispiel unseres Freunds Sandy Fleming, indem
ich unten etwas über mich berichte, obzwar mittels Quantität über Qualität,
mehr, als man wohl erwarten, erhoffen und ertragen kann:
Zwanzig äußerst wichtige Fakten über mich:
Viele Amerikaner nehmen an, Reinhard sei
mein Nachname und Hahn mein Vorname, und gelegentlich spricht man mich
mit „Hans“ an, oder, wenn die Reihenfolge stimmt aber das Lesen etwas
flüchtig
ist,
auch mal mit „Richard“. Hin und wieder schreibt jemand
„Rheinhardt“, anscheinend
weil dies „so richtig deutsch“ aussieht und somit für den Schreibenden
befriedigender ist.
Mir sind bisher drei Spitznamen gegeben worden: „Professor“,
„Bean King“ („Bohnenkönig“) und „Parrot Head“ („Papageienkopf“) – und zwar in dieser
zeitlichen Reihenfolge – doch ist deren Gebrauch nur wenigen ausgewählten Vertrauten
genehmigt.
Vor der Pubertät war ich ein Mückenmagnet, und jetzt bin ich mückenstichsicher.
Ohne
jemals mein Haar gefärbt zu haben, habe ich alle möglichen Haarfarben
außer schwarz gehabt, habe (ohne gefärbte Kontaktlinsen) mindestens drei
Augenfarben gehabt, in einer Phase sogar „persisch“ aussehende
zusammengewachsene
Augenbrauen.
Vom Lesen während des Fahrens wird mir übel, aber auf dem
Wasser werde ich nie seekrank.
Ich kann meine Zunge nicht rollen.
Mein Lieblingsbaum ist die Trauerweide, meine
Lieblingsblumen sind Blauregen, Pfingstrose, Rose, Lotusblume und Seerose,
und mein Lieblingshund
ist der
Foxterrier, kurz gefolgt von Sheltie und Promenadenmischung.
Ich
mag Konzerte, Tanz und Theater, kann aber die meisten Arten von Opern (besonders
Wagnersche) nicht ausstehen.
Mein mexikanisches Lieblingslied ist jedes, in
dessem Text die Wörter „corazón“ (Herz) und „sentimiento“ (Gefühl, Zuneigung,
Reue) fehlen.
Ich habe die beiden am tiefsten gelegenen Stellen der Erde
besucht: das Tote Meer (Israel und Jordanien) und die Turfan-Niederung
(Ostturkestan,
Xinjiang, Zentralasien).
Auf einer meiner Fernreisen aß ich
Hundefleisch, nahm währenddessen jedoch an, man habe mir Rindfleisch vorgesetzt.
In
Ostturkestan (Xinjiang) stolperte ich einmal über eine Mumie, wortwörtlich.
Meiner
Meinung nach gibt es sieben Erdteile: Afrika, die Antarktis, Australien,
Eurasien, Grönland, Nordamerika
und
Südamerika. Dieser Tage sehe ich Grönland meistens
als ein amerikanisches Land. Und, nebenbei gesagt, habe ich eine echte
Schwäche für Grönland und das grönlandische Volk.
Ich finde die Zusammenstellung von Schwarz
und Gelb besonders alarmierend.
Ich kenne das einzige todsichere Heilmittel
für den Schluckauf. (Ja, doch! Das muss man mir glauben!)
Ich habe viel über
hässliche Sprachen gehört, bin einer solchen jedoch noch nie begegnet.
Ich
kann stundenlang glücklich und zufrieden irgendeiner Sprache lauschen, selbst
einer mir unverständlichen.
Ich weigere mich, auf Fragen
des Typs „Wie viele Sprachen beherrschen Sie?“ zu antworten.
Menschliche Eigenschaften,
die ich am meisten bewundere, sind Mitgefühl, Kreativität, nichtmanischer
Humor,
Schnurrigkeit und
ähnliches, echten
Mut Erforderndes.
Eine meiner verbleibenden
Ambitionen ist es, die Kunst des kreativen Schweigens
zu beherrschen
(aber
leider hapert
es dabei
bisher noch
mit dem Schweigen).