Lowlands-L: Water under The Bridge: Things past but not forgotten — History of the Lowlands worldwide
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Contents
Introduction

Ballin-Stadt
Brethren in Disunity
Crusades (1)
Crusades (2)
Edinburgh
Germans in Ireland
German Reillys
Holyrood Sundial
Jan Hinnerk
Kirkin’ o’ The Tartan
Land Hadeln
Masonic Myths
Origins of the Goths
“Priestless Church”
St. Jacob’s Path
Wall Anchors
Weaver Poets
William McGonagall

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English*

Jan Hinnerk

Ein zum Volkslied gewordenes politisches Lied
– Antworten, Fragen, Vermutungen

von Reinhard F. Hahn, Seattle, USA

Dieser Artikel erscheint ebenfalls in unserer Volkstraditionen gewidmeten Serie.

Eines der bekannteren traditionellen niederdeutschen („plattdeutschen“) Lieder meiner Geburtsstadt Hamburg ist »Jan Hinnerk« (niederdeutsch für „Johannes Heinrich“). Es ist auch an der gesamten deutschen Ostseeküste und angeblich bis in die Ostteile der Niederlande bekannt. Die meisten Menschen halten es für ein Volkslied über einen Mann mit der Fähigkeit, magisch Dinge und Menschen zu erschaffen. Ich behaupte nicht, dass wir heute alle Metaphern verstehen, die zur Zeit der Erschaffung des Lieds Bedeutung hatten. Bevor ich jedoch weiter unten das eigentliche Lied vorstelle, kann ich ein wenig mehr als allgemein bekannt darüber mitteilen. Ich habe allerdings mindestens so viele Fragen wie Antworten.

Hamburgs Bürgerwache marschiert im Jahr 1800 am Dammtor, sechs Jahre vor Napoléons ersten von zwei Besetzungen des „freien“ Stadtstaats. (Aquarellmalerei von C. Suhr)

Von seinem Inhalt her wissen wir über das Lied eins: Es wurde irgendwann nach 1799 geschaffen, dem Jahr, in dem sich Napoléon Bonaparte I selbst zum Kaiser krönte, und irgendwann vor 1806, dem am frühsten bekannten Jahr, in dessen Zusammenhang dieses Lied zuerst schriftlich erwähnt wurde.

 

Verwunderung, Verhöhnung, Furcht

Es handelt sich um eine Zeit, in der die schamlose Selbstverherrlichung Napoléons in ganz Europa Verwunderung und Verhöhnung hervorrief – Verwunderung und Verhöhnung vermischt mit Furcht.

Der Erschaffer des Lieds ahnte wohl nicht, dass Napoléons Truppen Hamburg in Kürze zweimal besetzen würden: 1806–1813 und 1813–1814 – eine kurze Besatzungszeit verglichen mit anderen Gebieten, doch eine umso unbarmherzigere. Oder? Schuf er oder sie das Lied, als die Truppen gerade hereinmarschiert kamen, oder nachdem sie bereits hereinmarschiert waren? War es ein Protestlied unter der Besatzung?

In dem Lied hören wir, wie verschiedene Europäer ihre Empörung ausdrücken und wie schließlich ein Hanseat den Tod Napoléons verlangt.
 

Wer war dieser mächtige Jan?

Wer aber war dieser mächtige Jan? Irgendein Typ mit übernatürlichen Fähigkeiten? Eigentlich schon. Es handelt sich sozusagen um Hamburgs Schutzgeist, Hamburgs derzeitigen Golem. Er scheint die Verkörperung des „Isernen Hinnerk“ („Eisernen Heinrichs“) zu sein, ein einst unbezwingliches Bollwerk, das den Stadtstaat von 1587 bis 1728 beschützte. Befand es sich an einer „Lammerstraat“ genannten Straße? Einer anderen Quelle nach war der „Iserne Hinnerk“ ein im Jahr 1548 erbauter, auch als „Blauer Turm“ bekannter Turm in der Nähe des heutigen Gänsemarkts in der Hamburger Innenstadt. War es eine aus Bollwerk und Wachturm bestehende Verteidigungsanlage?

Diese Erkenntnis könnte andeuten, dass das Lied bereits vor der Invasion bestand, als noch Hoffnung auf erfolgreiche Abwehr der französischen Streitkräfte bestand.

Handelt es sich hier um den Blauen Turm und das Bollwerk namens Isern Hinnerk im Nordosten der Nikolaikirche? (von einer Hamburger Ansicht von Braun and Hogenberg, zwischen 1572 und 1618, Wikimedia Commons)
 

Könnte es sein, dass der im Lied erwähnte Name „Jan Hinnerk“ als „Isern Hinnerk“ begann? Oder – und hier handelt es sich zugegebenermaßen um eine dreiste Spekulation – sollte vielleicht die englisch anmutende, obgleich falsch ausgesprochene Namenvariante „Iron Hinnerk“ Hoffnung auf Großbritanniens Rettung ihres wichtigen Handelspartners ausdrücken?
 

Vive l’Empereur « Napolium » !

»Prospekt der Kaiserlich Französischen Stadt Hamburg«, Aquarell von Johann Marcus David, 1811 (Wikimedia Commons)

Tatsächlich war nach ihrem Einmarsch eine der ersten Maßnahmen der französischen Besatzungmacht, den gesamten Handel mit Großbritannien zu unterbinden und alle sich zur der Zeit in Hamburg befindlichen britischen Waren zu beschlagnahmen, zudem jegliches Silber im Besitz der Hamburger Bank (eine Maßnahme, die Napoléon für eine passende Bestrafung für eine Kaufmannstadt gehalten haben soll). Hamburg war nun ein „arrondisement“ innerhalb des „Département des Bouches de l’Elbe“ (Elbmündungs-Departement), während ein Bündnis von größtenteils deutschen, russischen und schwedischen Truppen die Stadt belagerte. Es wurde von Hamburger Familien gefordert, die Soldaten Napoléons einzuquartieren. Häuser wurden abgerissen, um Schießgelände zu schaffen, und ihre Einwohner wurden fortgejagt. Zu Pferdeställen gemacht wurden die Hauptkirchen dieser größtenteils lutherischen Stadt, die Tausende von niederländischen und französischen Protestanten Zuflucht gewährt hatte. In ihrer Verzweiflung flohen viele Menschen ins damals benachbarte dänische Hoheitsgebiet, in vielen Fällen nur einen kurzen Weg zu Fuß entfernt. Andere betrieben Schmuggel über die Grenze, um für den Verlust des Handels mit Großbritannien und anderen Gebieten zu kompensieren.
 

Katrin … Katharina … Die Katharina?

Die ältere Katharina die Große, die den Thron ihres inkompetenten, ebenfalls norddeutschen Gattens Zar Peter III übernommen hatte (gemalt von Wladimir Borowikowskij, Wikimedia Commons)

Hatte Jans Liebling Katrin vielleicht etwas mit erhoffter Hilfe aus Russland zu tun, dem Land der nur wenige Jahre zuvor verstorbenen norddeutschen Katharina II (1729–1796) – „Katharina II die Große, Kaiserin und Autokratin aller Russen Länder, Mutter des Vaterlands, et cetera, et cetera“ (Екатерiна II, Велiкая, Императрица и Самодержица Всероссiйская, Мать Отечества, и так далее, и так далее ...)?

Es waren russische Truppen unter dem deutschen General Graf Levin August Theophil von Bennigsen (Леонтий Леонтьевич Беннигсен), die Hamburg schließlich befreiten.

Die französischen Soldaten verschwanden, aber einige französische Lehnwörter und das Lied »Jan Hinnerk« blieben.

Quellen:
The Folk Songs of Ashkenaz, Philip Vilas Bohlman & Otto Holzapfel, S. 112, Recent Researches in the Oral Traditions of Music No. 6, 2001.
Stadt Hamburg : Der Gänsemarkt
Hamburger Franzosenzeit (Wikipedia)


Musikalisches Arrangement, MIDI (5:36 min, 42.3 KB) [Herunterladen]
Noten

Jan Hinnerk

John Henry
English version ©2008, Reinhard F. Hahn
Jan Hinnerk wahnt op de
   Lammer-Lammerstraat,
   Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will,
kann maken wat he will.
Swieg man jümmer, jümmer still,
aver jümmer, jümmer still!
Un daar maakt he sick een Geigeken,
Geigeken perdautz!
Vigolin, Vigolin sä dat Geigeken,
Vigolin, Vigolin sä dat Geigeken.
Un Vigo-Vigolin, un Vigo-Vigolin,
un sien Deern, de heet Katrin,
un sien Deern, de heet Katrin,
un sien Deern, de heet Katrin.


Un daarbi wahnt he noch jümmer op de
   Lammer-Lammerstraat,
   Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will,
kann maken wat he will.
Swieg man jümmer, jümmer still,
aver jümmer, jümmer still!
Un daar maakt he sick een Hollandsmann,
Hollandsmann
perdautz!
Gottsverdorri! Gottsverdorri!
   sä de Hollandsmann
Vigolin, Vigolin sä dat Geigeken.
Un Vigo-Vigolin, un Vigo-Vigolin,
un sien Deern, de heet Katrin,
un sien Deern, de heet Katrin,
un sien Deern, de heet Katrin.

Un daarbi wahnt he noch jümmer op de
   Lammer-Lammerstraat,
   Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will,
kann maken wat he will.
Swieg man jümmer, jümmer still,
aver jümmer, jümmer still!
Un daar maakt he sick een Engelsmann,
Engelsmann
perdautz!
Damn your eyes! Damn your eyes!
   sä de Engelsmann
Gottsverdorri! Gottsverdorri!
   sä de Hollandsmann
Vigolin, Vigolin, sä dat Geigeken.
Un Vigo-Vigolin, un Vigo-Vigolin,
un sien Deern, de heet Katrin,
un sien Deern, de heet Katrin,
un sien Deern, de heet Katrin.

Un daarbi wahnt he noch jümmer op de
   Lammer-Lammerstraat,
   Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will,
kann maken wat he will.
Swieg man jümmer, jümmer still,
aver jümmer, jümmer still!
Un daar maakt he sick een Spanischmann,
Spanischmann perdautz!
Caracho Caracho! sä de Spanischmann
Damn your eyes, Damn your eyes,
   sä de Engelsmann.
Gottsverdorri! Gottsverdorri!
   sä de Hollandsmann
Vigolin, Vigolin, sä dat Geigeken.
Un Vigo-Vigolin, un Vigo-Vigolin,
un sien Deern, de heet Katrin,
un sien Deern, de heet Katrin,
un sien Deern, de heet Katrin.

Un daarbi wahnt he noch jümmer op de
   Lammer-Lammerstraat,
   Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will,
kann maken wat he will.
Swieg man jümmer, jümmer still,
aver jümmer, jümmer still!
Un daar maakt he sick een Napolium,
Napolium perdautz!
Ick bün Kaiser, ick bün Kaiser,
   sä Napolium.
Caracho Caracho! sä de Spanischmann
Damn your eyes, Damn your eyes,
   sä de Engelsmann.
Gottsverdorri! Gottsverdorri!
   sä de Hollandsmann
Vigolin, Vigolin, sä dat Geigeken.
Un Vigo-Vigolin, un Vigo-Vigolin,
un sien Deern, de heet Katrin,
un sien Deern, de heet Katrin,
un sien Deern, de heet Katrin.

Un daarbi wahnt he noch jümmer op de
   Lammer-Lammerstraat,
   Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will,
kann maken wat he will.
Swieg man jümmer, jümmer still,
aver jümmer, jümmer still!
Un daar maakt he sick een Hanseaat,
Hanseaat perdautz!
Sla em doot, sla em doot,
   sä de Hanseaat.
Ick bün Kaiser, ick bün Kaiser,
   sä Napolium.
Caracho Caracho! sä de Spanischmann
Damn your eyes, Damn your eyes,
   sä de Engelsmann.
Gottsverdorri! Gottsverdorri!
   sä de Hollandsmann
Vigolin, Vigolin, sä dat Geigeken.
Un Vigo-Vigolin, un Vigo-Vigolin,
un sien Deern, de heet Katrin,
un sien Deern, de heet Katrin,
un sien Deern, de heet Katrin.
John Henry who lives on
   Lambert, Lambert Street,
   Lambert, Lambert Street
Can make whatever he will,
Can make whatever he will.
Keep it quiet! Keep it still,
Always quiet, always still!
So he made himself a violin,
Violin. Voilà!
“Violin, Violin!” said the violin,
“Violin, Violin!” said the violin,
And vio-violin, and vio-violin,
And his love’s name was Cath’rine,
And his love’s name was Cath’rine,
And his love’s name was Cath’rine.

And he goes on living on
   Lambert, Lambert Street,
   Lambert, Lambert Street,
And can make whatever he will,
Can make whatever he will.
Keep it quiet! Keep it still,
Always quiet, always still!
So he made himself a Hollandman,
Hollandman. Voilà!
“Godverdorri! Godverdorri!”
   said the Hollandman,
“Violin, Violin!” said the violin,
And vio-violin, and vio-violin,
And his love’s name was Cath’rine,
And his love’s name was Cath’rine,
And his love’s name was Cath’rine.

And he goes on living on
   Lambert, Lambert Street,
   Lambert, Lambert Street,
And can make whatever he will,
Can make whatever he will.
Keep it quiet! Keep it still,
Always quiet, always still!
So he made himself an Englishman,
Englishman. Voilà!
“Damn your eyes! Damn your eyes!”
   said the Englishman
“Godverdorri! Godverdorri!”
   said the Hollandman,
“Violin, Violin!” said the violin,
And vio-violin, and vio-violin,
And his love’s name was Cath’rine,
And his love’s name was Cath’rine,
And his love’s name was Cath’rine.

And he goes on living on
   Lambert, Lambert Street,
   Lambert, Lambert Street,
And can make whatever he will,
Can make whatever he will.
Keep it quiet! Keep it still,
Always quiet, always still!
So he made himself a Spanishman,
Spanishman. Voilà!
“¡Carajo! ¡Carajo!” said the Spanishman
“Damn your eyes! Damn your eyes!”
   said the Englishman
“Godverdorri! Godverdorri!”
   said the Hollandman,
“Violin, Violin!” said the violin,
And vio-violin, and vio-violin,
And his love’s name was Cath’rine,
And his love’s name was Cath’rine,
And his love’s name was Cath’rine.

And he goes on living on
   Lambert, Lambert Street,
   Lambert, Lambert Street,
And can make whatever he will,
Can make whatever he will.
Keep it quiet! Keep it still,
Always quiet, always still!
So he made himself a Napolium,
Napolium. Voilà!
“I am emp’ror! I am emp’ror!”,
   said Napolium.
“¡Carajo! ¡Carajo!” said the Spanishman
“Damn your eyes! Damn your eyes!”
   said the Englishman
“Godverdorri! Godverdorri!”
   said the Hollandman,
“Violin, Violin!” said the violin,
And vio-violin, and vio-violin,
And his love’s name was Cath’rine,
And his love’s name was Cath’rine,
And his love’s name was Cath’rine.

And he goes on living on
   Lambert, Lambert Street,
   Lambert, Lambert Street,
And can make whatever he will,
Can make whatever he will.
Keep it quiet! Keep it still,
Always quiet, always still!
So he made himself a Hanseat,
A Hamburg Hanseat.
“Kill him dead! Kill him dead!”
   said the Hanseat.
“I am emp’ror! I am emp’ror!”,
   said Napolium.
“¡Carajo! ¡Carajo!” said the Spanishman
“Damn your eyes! Damn your eyes!”
   said the Englishman
“Godverdorri! Godverdorri!”
   said the Hollandman,
“Violin, Violin!” said the violin,
And vio-violin, and vio-violin,
And his love’s name was Cath’rine,
And his love’s name was Cath’rine,
And his love’s name was Cath’rine.

Noten

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