Cape-Barren-Englisch

Cape Barren-Englisch ist ein „Kriol“ (d.h. eine australische Kreolsprache), das bis kürzlich von der Urbevölkerung auf der Cape-Barren-Insel und der Flinders-Insel in der Furneaux-Gruppe des australischen Inselstaats Tasmanien gesprochen wurde.

Als die übriggebliebenen Ureinwohner zusammengetrieben und auf die Flinders-Insel geschickt worden waren, kamen sie mit Frauen anderer tasmanischer und australischer Ureinwohner sowie mit Südseeinsulaner- und Maori-Frauen zusammen, die mit englischen Robbenfängern auf den an Sturmtauchern reichen Inseln der Bass-Straße Familiengruppen gegründet hatten. Folglich ist Cape-Barren-Englisch eine Mischung aus dem Seefahrer-Englischen des 18. Jahrhunderts und der Palawa-Sprache, mit kleinen Prisen aus anderen einheimischen Sprachen beigemischt und mit einem sich stark auf den Sturmtaucherfang beziehenden Wortschatz.

Aufgrund der staatlichen Integrationspolitik wurden die Insulaner ermutigt und gelegentlich gezwungen auf das tasmanische Festland zu ziehen („Die gestolene Generation“). Dies wirkte sich auf die Kultur und die Sprache der Bevölkerung verheerend aus. Bemühungen die Palawa-Sprache wiederherzustellen konzentrierten sich statt auf die Bewahrung des Cape-Barren-Englischen auf die Schaffung einer rekonstruierten Ureinwohnersprache. Nach dem Tode eines der Senioren gibt es jetzt nicht mehr genug rüstige Teilnehmer an der wöchentlichen Kartenrunde, in der die Sprache noch gesprochen wurde.

Es gibt wenige Sprachproben vom Cape Barren-Englischen, und dies trägt dazu bei, dass es für eine rätselhafte, „geheime“ Sprache gehalten wird. Früher meinte man, die Sprecher murmeln, und es gab wenige erfolgreiche Versuche sie aufzuzeichnen. Allerdings sind einzelne Wörter noch allgemein gebräuchlich. Aus dem alten seemännischen Englisch verbleibt ol’ co’e (old cove „alter Junge“, „Kerl“) und (trotz Umstellung auf das metrische Maßsystem) chains („Messkette“). Aus Palawa-Dialekten haben warrener für seashell („Muschel(schale)“) und kunnigong für pigface plant (eine Art Mittagsblume, Carpobrotus rossii) überlebt. Vom Sturmtaucherfang hinterblieben muttonbird für shearwater („Sturmtaucher“, Puffinus tenuirostris, im Palawa yolla genannt) und muttonfish für abalone („Seeohr“, Haliotis spp.). Von diesen sind einige in andere australische Mundarten des Englischen aufgenommen worden.

Autor: Andrys Onsman, 2002
Übersetzer: Reinhard F. Hahn, 2002

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